Einmal im Leben den Everest sehen

… oder wer einmal da war kommt immer wieder.


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So fing vor elf Jahren alles an. Der Wunsch oder Traum zu erfüllen einmal den Everest zu sehen schlummerte viele Jahre in mir. Die vielen Dokus der Expeditionen im Himalaya und Karakorum haben mich immer gefesselt und begeistert. Vorträge von Hans Kammerlander, Reinhold Messner, Gerlinde Kaltenbrunner oder den Huber Buam taten ihr übriges. Viermal war ich bereits in Nepal – zweimal mit meiner Frau.

Ende 2017 starteten wir zur vierten Nepal-Reise und zu unserer bisher längsten

  • der großen Khumbu-Durchquerung

Die erste große Herausforderung erwartete uns schon am Flughafen / München – unser Flug viel aus!! Technische Probleme hieß es; so ein Mist. Also noch ein Tag in München verbringen. Gott sei Dank hatte der Veranstalter zwei Tage vor der Tour in Kathmandu eingeplant, so dass der Start zum Trekking nicht gefährdet war. Schade wars trotzdem, denn Kathmandu ist mega interessant, wuselig, laut, schmutzig und staubig aber doch einfach faszinierend.

Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten gings auf einen kleinen Stadtbummel nach Thamel, dem wohl und geschäftigsten Stadtteil von Kathmandu. Das Gefühl wieder angekommen zu sein und auch die leichte Aufregung vor dem Start nach Lukla am nächsten Tag stellten sich ein.

Mit einer zweimotorigen Twin-Otter flogen wir nach Lukla, einige von uns hatten bestimmt Gänsehaut und ein leichtes Grummel im Bauch – nicht zu verdenken, denn wir flogen zu einem der anscheinend gefährlichsten Flugplätze der Welt. Naja, die Jungs, die nach Lukla fliegen sind sehr qualifiziert und professionell – also absolut kein Problem.

Los gings – von Lukla nach Phakding bei strahlendem Wetter. Die erste Etappe zum Eingewöhnen und auch schon die erste Überraschung. Als wir die erste Lodge erreichten wurden wir von einem alten Freund begrüßt. Rustam, den ich schon vor zehn Jahren kennengelernt habe. Für uns ist die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen in Nepal immer wieder beeindruckend.

Dann die erste kleine Herausforderung – Namche Bazar – das nächste Ziel. Ein paar hundert Höhenmeter lagen vor uns. Über die Hillary-Brigde – eine beindruckend hohe Hängebrücke und praktisch der Eingang ins Sherpa-Land – ging es dann immer weiter bergauf nach Namche (ca. 3.800 m). Namche Bazar (Bazar = Markt) ist sozusagen das Zentrum im Sherpa-Land. Hier kann man es sich auch nochmal so richtig gut gehen lassen bevor man richtig in die Tour einsteigt. Die Nächte sind in dieser Höhe teilweise schon empfindlich kalt und man kriecht abends gerne in den warmen, kuscheligen Schlafsack.

Und wieder der tiefblaue Himmel am nächsten Tag – der erste richtige Blick auf den Everest und da war es wieder, das Gänsehautfeeling.

Weiter ging es über einen alten Handelsweg nach Thame. Hier wurde es auch etwas ruhiger, denn die meisten Trekker nehmen den Khumbu-Highway Richtung Everest Base Camp (EBC). Etwas über dem Sherpa-Dorf Thame liegt ein Kloster, unsere Besichtigung und gleichzeitig der Akklimatisierungsspaziergang für den Tag (hoch gehen – tief schlafen). Die Lebensweise der Mönche ist immer wieder beindruckend – insbesondere für uns doch schon sehr verwöhnte Europäer. Weiter über Marulung nach Lunden. Die Landschaft wird nun immer karger aber die Blicke immer großartiger, z. B. auf den über 6.000 m hohen Kyajo Ri.

Tags drauf dann der erste Test – auf den Lunden Peak; immerhin 5.160 m hoch. Anstrengend aber sehr gut zur Akklimatisierung. Nach der Übernachtung in Lunden auf der ca. 4.400 m starteten wir zum Renjo La (5.430 m). Am Raino Tso (See) vorbei wurde es immer steiler und ausgesetzter aber Gott sei Dank hatten wir keinen Schnee, so dass wir diesen Hochpunkt zwar erschöpft aber ohne technische Schwierigkeiten erreichten. Oben angekommen tat sich ein überwältigender Blick auf. Über die Gokyo Alm – unser Tagesziel – bis hin zum Mt. Everest und dem davor liegenden Nuptse und Lohtse. Das ganze Panorama eingerahmt von sechs und sieben Tausendern, deren schneebedeckte Gipfel sich beeindruckend vom blauen Himmel abhoben. Die Gokyo Alm liegt an einem der sechs Gokyo-Seen und nicht weit weg davon der Cho Oyu (ca. 8.200 m) anscheindend der einfachste Achttausender – dennoch imposant und für uns Trekker sieht so ein Monument überhaupt nicht einfach aus. Einfach ist halt relativ.

Türkis spiegelt sich das Wasser des Gokyo-Sees – ein toller Kontrast zum Grau und Weiß der Berge. Und wieder war der nun fast schon unwirklich tiefblaue Himmel unserer Begleiter – was für ein Glück, denn nun überquerten wir den Ngozumba-Gletscher. Ein Auf und Ab im Geröll und Eislabyrinth. Bei der Querung bekamen wir erst so richtig die Ausmaße des Gletschers zu spüren. Aber dann erreichten wir den Weiler Dragnag mit einer wirklich gemütlichen Lodge und sehr zuvorkommenden Wirtsleuten. Ausruhen und Kraft tanken war angesagt, denn am nächsten Tag stand der Cho La mit einer Höhe von 5.420 m Höhe auf dem Plan. Früh starteten wir. Es war noch recht kalt und die Sonne benötigte noch ein paar Stunden bis sie richtig Kraft hatte und es angenehm – also für die Höhe – warm wurde. Um uns rum viele Sechstausender. Dann der Steilaufstieg zur Passhöhe. Umsichtiges Gehen und Trittsicherheit waren gefragt. Aber auch diese Anstrengung hat sich mehr als gelohnt. Zur einen Seite der Blick zur Ama Dablam (ca. 6.800 m) – einem der schönsten Berge überhaupt – zum Cholatse, Arakam Tse oder Taboche und zur anderen Seite über das Gokyo- Tal zurück zum Renjo La. Der lange Abstieg zur Hochalm von Dzonghla erforderte nochmals alle unsere Kräfte und Konzentration. Im oberen Bereich bewegten wir uns noch auf dem Gletscher, weiter nach unten über Pfade bis wir dann müde aber glücklich die Lodge erreichten. Kaum zu glauben – jeden Morgen der Blick auf den blauen Himmel.

Lobuche auf ca. 5.000 m war die nächste Destination. Auf dem Weg die Gedenkschreinen der verunglückten Sherpas und Bergsteiger. Ein stiller zum Nachdenken animierender Ort. Von unserer Basis in Lobuche wanderten wir in Richtung Kala Pattar aber auf Grund des starken Windes drehten wir vor Gorak Shep um und genossen lieber den Tag und die Aussicht auf Changri- und Khumbu-Gletscher.

Nach einer weiteren kalten Nacht stiegen wir nun langsam ab nach Dingboche – auf ca. 4.350 m Höhe. Die Temperaturen tagsüber – fast siebenhundert Meter tiefer als am Vortag – sind schon einiges wärmer; also T-Shirt-Wetter (ich übertreibe ein bisschen). Mittlerweile gibt es hier und da Lodges und kleine Kaffees mit italienischen Kaffee und leckerem Kuchen – eine gute Möglichkeit seine Akkus wieder aufzuladen. Ach ja, die natürlich auch – ich meine die Akkus der Smartphones, GPS, Kameras usw … Alles was man auf so eine Tour braucht oder auch nicht …

Übrigens gibt es in sehr vielen Lodges schon WLAN; für diejenigen, die immer und alles mit der großen weiten Welt teilen möchten. Ok, manchmal muss man sich auch an die eigene Nase fassen.

Weiter dann von Dingpoche nach Pangpoche – nach etlichen Tagen waren wieder unter 4.000 m Höhe und nach einer Übernachtung stand Deboche und das größte und schönste Kloster in der Region in Tengboche auf dem Plan. Das Kloster – ein sehr spiritueller Ort – zieht einen in seinen Bann und man kann so richtig die Atmosphäre aufsaugen.

Nach einem Abstieg durch die Imja-Schlucht und einem nochmal steilen Anstieg bei Phunki erreichten wir wieder Namche Bazar und genossen nochmals das lebhafte Zentrum im Sherpa-Land.

Noch stand uns ein letzter langer Abstieg zurück nach Lukla bevor. Also nochmals volle Energie – denn auch hier waren durch die Auf und Abs wieder einige Höhenmeter zu bewältigen. Abends in Lukla verabschiedeten wir mit einer kleinen Feier unsere Sherpas und Träger.

Und nochmals das Prickeln beim Start vom Tenzing-Hillary Airport Lukla nach Kathmandu. Der Start hat so etwas wie Skispringen nur mit einem Flugzeug … spannend!

Kathmandu hatte uns wieder. D. h. im Hotel erstmal lange heiß duschen, sich frisch machen, die Jungs gingen zum Barbier und dann schön die Stadt bzw. Thamel genießen und abends ein schönes gemeinsames Essen. Die Kultur und Geschichte durfte natürlich bei solch einer Reise auch nicht zu kurz kommen. Die große Stupa in Bodnath ist eigentlich ein Muss, ebenso sollte man Pashupatinath gesehen haben – einen der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus. Aber um alles in und um Kathmandu zu sehen reichen zwei Tage einfach nicht aus.

Fast dreieinhalb Wochen vergingen wie im Flug. Viele Eindrücke und Erlebnisse galt es danach zu verarbeiten und jetzt 15 Monate später ist immer noch jeder Tag präsent. Für uns – meine Frau und ich – war diese Reise beindruckend und prägend.

Does:

  • Sich über die Anforderungen für die Reise im Vorfeld gut zu informieren
  • Hoch gehen – tief schlafen
  • Einheimische und Mannschaft immer mit Respekt behandeln
  • Warme Trinkflasche abends in den Schlafsack!!

Don´ts:

  • Nie ohne Stirnlampe nachts auf die Toilette gehen!!
  • Abends nichts Feuchtes zum Trocknen aufhängen (Frostgefahr) ;,-)
  • Den Trägern zu viel Gepäck zum Tragen geben … es gibt auch Grenzen
  • Fotoverbote zu missachten – insbesondere an heiligen Orten (Tempel usw.)
  • Zu wenig trinken
  • Zu schnell gehen (Gefahr der Überanstrengung oder Höhenkrankheit)
  • Nicht jede Dusche mitnehmen – Erkältungsgefahr und man stinkt auch nicht gleich, wenn man mal ein paar Tage nicht duschen kann …

 
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